Jahresorakel als Aspektarbeit

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Auch für 2017 soll es bei mir ein Jahresorakel geben. Im letzten Jahr hatte ich sehr viele Themen auf meiner Landkarte, was dazu geführt hatte, dass ich einen Teil davon gar nicht richtig bearbeiten konnte. Ich habe gelernt: Mehr als 13 Positionen sollten es nicht sein, wenn wirklich ernsthaft damit gearbeitet werden soll.

Diesmal habe ich darauf geachtet, die Positionen mit Aspekten meiner Persönlichkeit zu benennen: Welche “Rollen” spiele ich in meinem Leben? Also z.B. “Partnerin” statt “Beziehung”, “Kreative” anstelle von “Hobbies”, usw. Durch diese Personalisierung ergeben sich neue Ansichten und ich überlege mir, im Lauf des Jahres eine Art “Familienstellen” damit durchzuprobieren. Womit ein sehr wichtiger Punkt des Orakels schon mal erfüllt wäre: Es soll Spaß machen, damit arbeiten zu wollen!

Da ich in der Vergangenheit schon ein Jahresorakel mit Runen und letztes Jahr die Landkarte vorgestellt habe, will ich heuer ein paar Grundsätzlichkeiten rund ums Orakeln zusammentragen.

Was unterscheidet ein Jahresorakel von einer normalen Legung?

Bei einer normalen Legung hast du eine Frage, ein kokretes Problem. Ein Jahresorakel beleuchtet einen bestimmten Zeitabschnitt. Die Formulierung der Frage ist bei einer normalen Legung sehr wichtig, da du genau darauf eine Antwort bekommst. Bedeutet umgekehrt: Stell keine Fragen, deren Antwort du nicht hören willst…

Beim Jahresorakel kannst du fragen “Was bringt 2017 für mich?” Wenn du magst, kannst du etwas konkreter werden und fragen, was du im neuen Jahr lernen kannst, was sich verändert, etc. - entsprechendes wird sich in den Karten zeigen. Du kannst es auch ganz einfach bestimmen: “Ich lege jetzt mein Jahresorakel für 2017!" - das ist die neutrale Formulierung, die alle Bereiche einbezieht.

Welche Legearten gibt es?

Klassisch sind zwölf Positionen für die zwölf Monate. Das bedeutet, dass jede Karte dich einen Monat lang begleitet und anschließend abgehakt ist. Im Prinzip also nix anderes als eine Monatskarte, nur dass diese für ein Jahr im Voraus gezogen werden.

Spannender finde ich die Belegung der zwölf Häuser aus der Astrologie: Alle Karten bleiben das ganze Jahr über im Spiel, weil jede einen bestimmten Lebensbereich abdeckt. Wenn du in der Astrologie bewandert bist, kannst du die jeweiligen Planetenstände und Konstellationen deines Radixes beim Jahresorakel einbeziehen.

Natürlich spricht nichts dagegen, dass du dir dein eigenes Orakel bastelst. Dazu wählst du dir wichtige Themen und/oder Lebensbereiche aus. Anstelle von Begriffen kannst du auch “Personen” wählen. Überschneidungen zwischen den Bereichen werden sich kaum vermeiden lassen, daher ist es nicht nötig, zu sehr ins Detail zu gehen. Acht knackige Hauptpunkte bringen wesentlich mehr an Erkenntnis als 24 schwammige Einzelbereiche. Ich sprech hier aus Erfahrung. :)

Acht bis dreizehn Bereiche wählen

Weniger als sieben oder acht Positionen werden aufs Jahr vielleicht etwas langweilig werden, bei mehr als dreizehn verliert sich der Überblick. Verwende ruhig ein bisschen Zeit für die Auswahl deiner Themen/Begriffe/Persönlichkeiten: Sie sollen aus deinem Leben gegriffen sein, ganz konkret dich ansprechen, denn es geht um dein Orakel. Wenn z.B. Spiritualität ein wichtiger Punkt für dich ist, klingt “Priesterin” oder “Schamanisches” vielleicht erst mal richtig toll. Doch wenn du dich mit diesen Begriffen nicht so recht identifizieren kannst und selber diesen deinen Lebensbereich liebevoll “Spirikram” nennst - solltest du auch genau diesen Namen fürs Orakel verwenden.

Offene oder verdeckte Legung?

Offene Legung bedeutet, dass die Karten sofort mit dem Gesicht nach oben - also sichtbar - ausgelegt werden. Verdeckt bedeutet, dass die Karten zunächst alle mit der Rückseite nach oben ausgelegt werden. Erst wenn alle Positionen besetzt sind, wird das Ergebnis betrachtet, also die Karten umgedreht.

Bei der offenen Legung fühle ich mich zu sehr abgelenkt, was unbewusst tatsächlich Einfluss auf die folgenden Karten bzw. Positionen haben kann. Daher lege ich immer verdeckt - bei allen Legungen übrigens.

Die Doppelblind-Legung

Selbstverständlich soll eine Legung in Ruhe und ungestört, gerne auch in einem rituellen Rahmen durchgeführt werden. Manchmal ist es dennoch schwierig, komplett abzuschalten. Wenn eine Verschiebung auf einen späteren Zeitpunkt nicht möglich ist, ist eine Doppelblind-Legung eine gute Alternative.

Dazu machst du identische Zettelchen, auf die du deine Positionen einzeln aufschreibst. Diese mischst du gut durch, breitest sie verdeckt unregelmäßig vor dir aus (so wie bei “Memory”) und beginnst mit deiner Auslegung.

Bei der Auslegung - ebenfalls verdeckt! - gehst du ganz spontan und völlig unsystematisch vor. Also nicht von oben nach unten oder von links nach rechts, sondern mal hier mal da mal dort, bis alle Positionen “versorgt” sind. Ob du im Anschluss jeweils erst das Zettelchen für die Position aufdeckst und dann die Karte oder umgekehrt, bleibt dir überlassen; ich würde die einmal gewählte Reihenfolge beibehalten.

Immer nur eine Karte?

Die Überschrift ist doppeldeutig. Weder darf jede Position nur mit einer Karte belegt werden, noch müssen es zwingend Karten sein.

Alles ist möglich

Du kannst Tarotkarten, das Göttinnenorakel, Lenormand-, Bärtschi-, Zigeuner- oder sonstige Symbolkarten nehmen. Selbstverständlich kannst Runen ziehen, das IGing hernehmen, Witchesrunes, Planetensteine, oder oder oder. Nimm das, womit du gerne und viel arbeitest, womit du vertraut bist. Oder im Gegenteil: Du dich endlich und ernsthaft vertraut machen willst.

Keine Unterschiede!

Bei der Verwendung von Steinen, Knochen, Stöckchen o.ä., solltest du darauf achten, dass du sie nicht durch Fühlen unterscheiden kannst. Die verdeckte Ziehung erfolgt am besten aus einem Beutelchen heraus; wenn du beim Reingreifen spürst, dass du gerade Thurisaz in der Hand hast, ist die Versuchung viel zu groß, eine andere Rune zu nehmen. ;)

Beim (Runen-)Werfen sind individuelle Runen nicht problematisch, solange sie nur ungefähr die gleiche Größe/Gewicht haben.

Maximal drei

Wenn du dich für die Legung nach den zwölf Monaten entschieden hast, würde ich keinesfalls mehr als zwei Symbole pro Monat ziehen. Doch selbst bei themenbezogenen Legungen sollten es maximal drei je Position sein. Es ergibt sich sonst die Gefahr, den Überblick zu verlieren - 3x13 ist immerhin schon 39! Es gilt: Weniger ist mehr.

Mischen is possible :)

Natürlich darf gerne gemischt werden: Ein Tarotdeck in Trümpfe und kleine Arkana aufteilen und aus jedem Stapel je eine Karte ziehen. Oder eine Göttinnenkarte und eine Rune. IGing, einen Trumpf und einen Planetenstein. Was immer sich für dich stimmig anfühlt.

Und nach der Legung?

Nachdem Du alle Karten/Symbole ausgelegt hast, kannst du sie Position für Position umdrehen. Das entspricht dem ersten, kurzen Augen-Blick: Eine kleine Momentaufnahme zu jedem Bereich. Falls dir dabei spontan etwas ein-/auffällt, notiere dir Stichpunkte und geh weiter zum nächsten Punkt.

Wenn alles offen vor dir liegt, lass das Gesamtbild ein wenig auf dich wirken. Was ich im Anschluss gerne mache, ist ein Foto der Legung. Ich dokumentiere eben gerne. :)

“Schön” machen

Nun kannst du dir die Positionen und deren Belegung genau notieren und/oder abzeichnen. Bei einer chaotischen Doppelblind-Ziehung bietet es sich an, eine sortierte Zeichnung anzufertigen - wie es dir gefällt. Nimm dazu vorzugsweise ein großes Blatt Papier und bunte Stifte. Lass die Zeichnung lebendig werden, damit du dich im Verlauf der nächsten Monate gerne damit beschäftigst. Erkenntnisse, Ideen, Gedanken kannst du direkt dort notieren oder in einem Büchlein, das du im Idealfall immer bei dir hast.

Notizen, Notizen, Notizen

Wenn du ein Tagebuch führst, richte dir einen Bereich für dein Jahresorakel ein, so dass du es täglich im Blick hast. Damit fällt es dir leichter, deinen Tag im Hinblick darauf nochmal kurz zu beleuchten.

Ob du deine Notizen in dein Tagebuch schreibst oder in ein extra angelegtes Heft oder du dir eine Pinwand dafür eingerichtet hast - all das liegt in deinem Ermessen. Wichtig ist, dass du gerne damit arbeitest, sonst macht es wenig Sinn.

Wann ist der beste Zeitpunkt?

Die Rauhnächte sind der perfekte Zeitraum für ein Jahresorakel. In diesen magischen Tagen “zwischen den Jahren” wurde schon immer gelost. Noch heute erfreut sich z.B. das Bleigießen an Silvester großer Beliebtheit. Das alte Jahr verabschieden und loslassen, sich innerlich frei machen für das neue und was es bringen mag - das ist die ideale Voraussetzung für ein Jahresorakel.

Bitte denk daran: Jede Legung, jedes Orakel kann dir immer nur Tendenzen aufzeigen. “Schlechte Karten” z.B. im Bereich Gesundheit bedeuten nicht zwingend, dass du von einer unheilbaren Krankheit befallen wirst. Vielmehr sollten sie dich motivieren, regelmäßig Sport zu treiben und auf deine Ernährung zu achten.

Mit dieser Einstellung, in Begleitung von Neugier und Humor, gepaart mit gesundem Menschenverstand, wirst du viel Erkenntnis aus deinem Jahresorakel gewinnen und über dich selber lernen können.

Ich wünsche viel Spaß beim Orakeln und allen da draußen ein gesundes und glückliches Jahr 2017!